Urinverlust nach geburt: ursachen & behandlung

Die Geburt eines Kindes ist ein wunderschönes und lebensveränderndes Ereignis. Doch für viele Frauen ist sie auch mit einer unangenehmen Nebenwirkung verbunden: Urinverlust. Dieser kann in unterschiedlichen Formen auftreten und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. In diesem Artikel wollen wir uns mit dem Thema Urinverlust nach der Geburt auseinandersetzen, die Ursachen beleuchten, verschiedene Arten der Inkontinenz erklären und Ihnen hilfreiche Tipps für die Behandlung und Prävention geben.

Inhaltsverzeichnis

Urinverlust nach der Geburt: Ein Tabuthema

Urinverlust nach der Geburt ist ein weit verbreitetes Problem, über das jedoch oft geschwiegen wird. Viele Frauen schämen sich für ihre Inkontinenz und suchen daher keinen Arzt auf. Schätzungsweise leiden 30% bis 60% der Frauen nach der Geburt unter Harninkontinenz. Die tatsächliche Zahl ist jedoch wahrscheinlich noch höher, da viele Betroffene ihre Beschwerden verschweigen.

Urinverlust kann eine große Belastung im Alltag darstellen. Frauen mit Inkontinenz fühlen sich unsicher, ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück und leiden unter einer erheblichen psychischen Belastung. Es ist wichtig, dass Frauen über ihre Beschwerden sprechen und sich Hilfe suchen. Es gibt effektive Behandlungsmöglichkeiten, die die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern können.

Ursachen für Urinverlust nach der Geburt

Die Geburt eines Kindes stellt den Körper einer Frau vor große Herausforderungen. Die Muskeln des Beckenbodens, die die Blase und die Gebärmutter unterstützen, werden während der Schwangerschaft und Geburt stark beansprucht. Dies kann zu einer Schwäche der Beckenbodenmuskulatur führen, die wiederum zu Urinverlust führen kann.

Weitere Ursachen für Urinverlust nach der Geburt können sein:

  • Risse oder Verletzungen des Damms oder der Scheide
  • Episiotomie (Schnitt in den Damm)
  • Geburt eines großen Kindes
  • Geburt mit Saugglocke oder Zange
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Übergewicht oder Fettleibigkeit
  • Hormonelle Veränderungen

Verschiedene Arten von Inkontinenz

Es gibt verschiedene Arten von Inkontinenz, die nach der Geburt auftreten können. Die häufigsten Formen sind:

Stressinkontinenz

Bei der Stressinkontinenz kommt es zu unwillkürlichem Urinverlust bei Belastung des Bauchraums. Dies kann beim Husten, Niesen, Lachen, Heben schwerer Gegenstände oder beim Sport vorkommen. Die Ursache liegt in einer Schwäche des Beckenbodens, die den Druck auf die Blase nicht mehr ausreichend kontrollieren kann.

Dranginkontinenz

Bei der Dranginkontinenz verspürt die Frau einen starken Harndrang, der nur schwer zu unterdrücken ist. Die Blase ist überaktiv und entleert sich unkontrolliert. Die Ursache liegt in einer Überempfindlichkeit der Blase, die auf Reize wie Kälte oder Geräusche reagiert.

Überlaufinkontinenz

Bei der Überlaufinkontinenz ist die Blase nicht vollständig entleerbar, sodass sich Urin ansammelt und schließlich unkontrolliert abfließt. Die Ursache liegt in einer Störung der Blasenentleerung, die durch Nervenschäden oder eine Verengung der Harnröhre verursacht werden kann.

Gemischte Inkontinenz

Oftmals kommt es zu einer Kombination aus verschiedenen Formen der Inkontinenz. So kann beispielsweise eine Frau sowohl unter Stressinkontinenz als auch unter Dranginkontinenz leiden.

Diagnose und Behandlung von Urinverlust

Wenn Sie unter Urinverlust leiden, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann die Ursache Ihrer Inkontinenz feststellen und Ihnen eine geeignete Behandlung empfehlen.

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine Anamnese, eine körperliche Untersuchung und gegebenenfalls durch weitere Untersuchungen wie eine Blasenspiegelung oder eine Urodynamische Untersuchung. Letztere misst die Aktivität der Blase und der Harnröhre und kann helfen, die Ursache der Inkontinenz zu identifizieren.

Die Behandlung von Urinverlust hängt von der Ursache und der Art der Inkontinenz ab. Mögliche Behandlungsformen sind:

  • Beckenbodentraining
  • Medikamente
  • Operationen
  • Hilfsmittel (z.B. Inkontinenzeinlagen, Pessare)

Beckenbodentraining: Die wichtigste Therapie

Beckenbodentraining ist die wichtigste Therapieform bei Inkontinenz. Es stärkt die Muskeln des Beckenbodens und verbessert die Kontrolle über die Blase. Beckenbodentraining kann sowohl von einem Physiotherapeuten angeleitet als auch selbstständig zu Hause durchgeführt werden.

Ein Physiotherapeut kann Ihnen zeigen, wie Sie die Beckenbodenmuskeln richtig anspannen und entspannen. Er kann Ihnen auch individuelle Übungen empfehlen, die auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt sind. Es gibt verschiedene Übungsmöglichkeiten, die Sie in Ihren Alltag integrieren können, zum Beispiel:

  • Kontraktionsübungen : Spannen Sie die Beckenbodenmuskeln an, als würden Sie den Urinfluss unterbrechen, und halten Sie die Spannung für einige Sekunden. Wiederholen Sie die Übung mehrmals täglich.
  • Liftungsübungen : Stellen Sie sich vor, Sie würden einen Ball mit Ihren Beckenbodenmuskeln nach oben ziehen. Halten Sie die Spannung für einige Sekunden und entspannen Sie dann wieder.
  • Yoga oder Pilates : Diese Sportarten können ebenfalls helfen, die Beckenbodenmuskulatur zu stärken.

Es ist wichtig, dass Sie die Übungen regelmäßig und korrekt durchführen, um einen Erfolg zu erzielen. Es kann einige Wochen dauern, bis Sie erste Erfolge spüren. Geben Sie nicht auf, auch wenn es am Anfang schwierig erscheint.

Medikamente zur Behandlung von Inkontinenz

In manchen Fällen können Medikamente helfen, die Symptome der Inkontinenz zu lindern. So können beispielsweise Medikamente, die die Blase entspannen oder den Harndrang reduzieren, bei Dranginkontinenz eingesetzt werden.

Medikamente sollten jedoch nur in Absprache mit Ihrem Arzt eingenommen werden, da sie Nebenwirkungen haben können.

Operationen bei Inkontinenz

In seltenen Fällen kann eine Operation notwendig sein, um die Inkontinenz zu behandeln. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn die Beckenbodenmuskulatur stark geschwächt ist oder wenn es zu einer Verengung der Harnröhre gekommen ist.

Die Entscheidung für eine Operation sollte gemeinsam mit Ihrem Arzt getroffen werden.

Hilfsmittel bei Inkontinenz

Neben den oben genannten Therapieformen gibt es auch verschiedene Hilfsmittel, die Ihnen im Alltag helfen können, mit Inkontinenz umzugehen. Zu diesen Hilfsmitteln gehören:

  • Inkontinenzeinlagen : Diese Einlagen absorbieren Urin und bieten so einen zusätzlichen Schutz vor unwillkürlichem Urinverlust.
  • Pessare : Pessare sind kleine, aus Silikon oder Kunststoff gefertigte Geräte, die in die Scheide eingeführt werden und die Blase stützen. Sie können bei verschiedenen Formen der Inkontinenz eingesetzt werden.
  • Blasenkatheter : Bei Überlaufinkontinenz kann ein Blasenkatheter eingesetzt werden, um den Urin aus der Blase abzuleiten.

Prävention von Urinverlust

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Urinverlust nach der Geburt vorzubeugen. Zu diesen Maßnahmen gehören:

  • Gesundes Gewicht : Übergewicht kann den Druck auf die Blase erhöhen und so das Risiko für Inkontinenz erhöhen. Achten Sie daher auf ein gesundes Gewicht.
  • Regelmäßiges Beckenbodentraining : Beginnen Sie bereits während der Schwangerschaft mit dem Beckenbodentraining. Dies stärkt die Muskeln und hilft, Inkontinenz vorzubeugen.
  • Gesunde Ernährung : Eine gesunde Ernährung kann helfen, das Gewicht zu kontrollieren und die Blasengesundheit zu fördern.
  • Ausreichend Flüssigkeit : Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit, um die Blase nicht zu überlasten.
  • Regelmäßiger Toilettengang : Gehen Sie regelmäßig auf die Toilette, auch wenn Sie keinen Harndrang verspüren. So vermeiden Sie, dass die Blase zu voll wird.
  • Rauchen vermeiden : Rauchen kann die Beckenbodenmuskulatur schwächen und so das Risiko für Inkontinenz erhöhen.

Wie lange ist es normal, Urin zu verlieren nach der Geburt?

In den meisten Fällen verschwindet die Inkontinenz nach der Geburt innerhalb von drei Monaten von selbst. Wenn die Inkontinenz jedoch länger anhält oder sich verschlimmert, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen.

Ist Beckenbodentraining wirklich effektiv?

Ja, Beckenbodentraining ist eine effektive Therapieform bei Inkontinenz. Es kann die Muskeln des Beckenbodens stärken und die Kontrolle über die Blase verbessern. Es ist jedoch wichtig, dass Sie die Übungen regelmäßig und korrekt durchführen, um einen Erfolg zu erzielen.

Kann ich Inkontinenz durch Sport verschlimmern?

Nein, Sport ist im Allgemeinen nicht schädlich für Menschen mit Inkontinenz. Im Gegenteil, Sport kann sogar die Beckenbodenmuskulatur stärken und so die Inkontinenz verbessern. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie die richtigen Übungen durchführen und Ihren Körper nicht überlasten.

urinverlust nach geburt - Wie lange ist es normal Urin zu verlieren nach Geburt

Welche Sportarten sind bei Inkontinenz geeignet?

Geeignete Sportarten bei Inkontinenz sind zum Beispiel Yoga, Pilates, Schwimmen, Radfahren und Wandern. Vermeiden Sie Sportarten, die den Druck auf die Blase erhöhen, wie zum Beispiel Joggen oder Springen.

Kann ich Inkontinenz selbst behandeln?

In einigen Fällen kann Inkontinenz durch Beckenbodentraining und andere Maßnahmen selbst behandelt werden. Wenn die Inkontinenz jedoch stark ausgeprägt ist oder sich nicht verbessert, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen.

Zusammenfassung

Urinverlust nach der Geburt ist ein häufiges Problem, das viele Frauen betrifft. Die Ursachen für Inkontinenz sind vielfältig und reichen von einer Schwäche des Beckenbodens bis hin zu hormonellen Veränderungen. Es gibt verschiedene Therapieformen, die helfen können, die Inkontinenz zu behandeln und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die wichtigste Therapieform ist das Beckenbodentraining. Es kann sowohl von einem Physiotherapeuten angeleitet als auch selbstständig zu Hause durchgeführt werden.

Wenn Sie unter Urinverlust leiden, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Er kann die Ursache Ihrer Inkontinenz feststellen und Ihnen eine geeignete Behandlung empfehlen.

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