Tokophobie: angst vor der geburt verstehen und überwinden

Die Schwangerschaft und Geburt sind für viele Frauen eine Zeit der Freude und Vorfreude. Doch für einige Frauen ist diese Zeit von Angst und sogar Todesangst geprägt. Diese Angst vor der Geburt, die als Tokophobie bezeichnet wird, ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Tokophobie?

Tokophobie ist eine pathologische Angst vor der Schwangerschaft oder Geburt. Sie ist nicht einfach nur eine allgemeine Angst oder Nervosität, sondern eine starke, überwältigende Furcht, die das Leben der Betroffenen kontrolliert. Diese Angst ist oft unbegründet und wird durch rationale Argumente nicht gelindert.

Die Prävalenz der Tokophobie liegt weltweit bei etwa 14% und in Europa bei 8% (O’Connell, 2017). Das bedeutet, dass viele Frauen unter dieser Angst leiden, aber oft nicht darüber sprechen.

Ursachen der Tokophobie

Die Ursachen für Tokophobie sind vielfältig und komplex. Es gibt keine einzige Ursache, die für alle Betroffenen gilt. Einige mögliche Ursachen sind:

  • Negative Erfahrungen mit früheren Geburten oder anderen medizinischen Eingriffen
  • Traumatische Erlebnisse , wie z.B. Ein Verlust in der Schwangerschaft oder ein schwieriger Geburtsverlauf bei einer Freundin oder Verwandten
  • Familiäre Vorbelastung , d.h. Wenn die Mutter oder andere weibliche Familienmitglieder an Tokophobie leiden
  • Negative Medienberichterstattung über Geburten, die oft dramatisiert und angstmachend dargestellt werden
  • Mangelnde Aufklärung über den natürlichen Verlauf der Geburt und die Möglichkeiten der Geburtshilfe
  • Persönliche Faktoren , wie z.B. Angst vor Schmerzen, Kontrollverlust oder dem Unbekannten

Eine Studie des internationalen Projekts fear of childbirth ergab einen Zusammenhang zwischen der Nutzung von visuellen Medien (Videos, Filme, Fernsehen etc.) als Hauptinformationsquelle und Tokophobie (Streffing, 2015). Junge Erwachsene, die visuelle Medien als Hauptinformationsquelle angaben, wiesen signifikant häufiger eine erhöhte Angst auf als diejenigen, die andere Informationsquellen bevorzugten.

Dies verdeutlicht den negativen Effekt, den Film und Fernsehen auf junge Menschen in Bezug auf ihre Einstellung zu den Themen Schwangerschaft und Geburt haben können. Die Darstellung einer Vielzahl dramatischer Geburten prägt die Einstellung der Zuschauer und vermittelt den Eindruck, eine schwangere oder gebärende Frau sei zu jeder Zeit in unmittelbarer Gefahr (Stoll & Hall, 2013).

Die Studie zeigte auch, dass in Deutschland die Informationsquelle Gesundheits- und Sexualaufklärung in der Schule mit einer signifikanten Erhöhung der Angst korreliert. Dies unterstreicht die große Relevanz von professioneller Sexualaufklärung an Schulen. Schon hier werden zukünftige Eltern geprägt und ihre Einstellung zu Schwangerschaft und Geburt beeinflusst. Eine mögliche Herangehensweise ist daher die Einbindung von Hebammen in die Sexualaufklärung an Schulen, um das Verständnis von Geburt als physiologischer Prozess schon früh zu stärken und damit Ängste zu nehmen (Pflanz, 2014).

Folgen der Tokophobie

Tokophobie hat weitreichende Folgen für die Betroffenen. Sie kann zu einer Reihe von psychischen und physischen Problemen führen, darunter:

  • Schlaflosigkeit
  • Depressionen
  • Angststörungen
  • Panikattacken
  • Essstörungen
  • Soziale Isolation
  • Erhöhte Rate an Wunsch- und Notfallkaiserschnitten
  • Negative Bewertung des Geburtserlebnisses
  • Emotionale Instabilität
  • Gefühl des Versagens nach der Geburt

Die Angst vor der Geburt kann auch die Beziehung zwischen der Frau und ihrem Partner belasten. Der Partner kann sich überfordert fühlen, die Angst seiner Partnerin zu verstehen und zu unterstützen.

todesangst vor geburt - Was ist die Tokophobie

Identifikation der Tokophobie

Die Identifikation einer Frau mit Tokophobie ist eine große Herausforderung, da viele Frauen ihre Angst nicht offenbaren. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, um die Tokophobie zu erkennen:

  • Gespräch mit der Frau : Fragen Sie die Frau nach ihren Ängsten und Sorgen rund um die Schwangerschaft und Geburt.
  • Beobachtung des Verhaltens : Achten Sie auf Anzeichen von Angst, wie z.B. Vermeidung von Gesprächen über die Geburt, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Rückzug aus dem sozialen Leben.
  • Fragebögen : Es gibt spezielle Fragebögen, die helfen können, die Tokophobie zu diagnostizieren. Ein bekanntes Instrument ist der Wijma Delivery Expectancy Questionnaire (W-DEQ) , der 33 verschiedene Erwartungen erfragt und der Frau die Möglichkeit gibt, Ängste auf einer Skala von 1 bis 6 zu bewerten (Wijma, Wijma & Zar, 1998).

Behandlung der Tokophobie

Die Behandlung der Tokophobie ist ein wichtiger Schritt, um den Betroffenen zu helfen, eine gesunde Schwangerschaft und Geburt zu erleben. Es gibt verschiedene Therapieformen, die sich bewährt haben:

  • Psychoedukative Gruppentherapie : In diesen Gruppen lernen die Frauen, die Geburt als natürlichen Prozess zu verstehen und ihre Ängste zu bewältigen. Sie erhalten Informationen über die verschiedenen Phasen der Geburt, die verschiedenen Geburtsmöglichkeiten und die Möglichkeiten der Schmerztherapie.
  • Individuelle Psychotherapie : Eine individuelle Therapie kann helfen, die Ursachen der Tokophobie zu verstehen und die Angst zu bewältigen. Die Therapie kann verschiedene Methoden beinhalten, wie z.B. Kognitive Verhaltenstherapie , Entspannungstechniken , Hypnotherapie oder systemische Therapie .
  • Hebammenbetreuung : Hebammen können eine wichtige Rolle bei der Behandlung der Tokophobie spielen. Sie können die Frau während der Schwangerschaft und Geburt begleiten und ihr ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben. Sie können auch Informationen über die Geburt und die verschiedenen Geburtsmöglichkeiten geben und die Frau bei der Auswahl der für sie passenden Geburtsmethode unterstützen.

Die Betreuungspersonen sollten die Selbstwirksamkeit der Frau durch extensive Unterstützung stärken und mit ihr in einen intensiven Austausch treten, damit die Frau ihre Ängste verbalisieren kann. Es gilt, die individuellen Bedürfnisse jeder Betroffenen zu erkennen und spezifisch darauf einzugehen.

Prävention der Tokophobie

Die beste Methode, um Tokophobie zu vermeiden, ist die Prävention. Dazu gehören:

  • Positive Darstellung der Geburt in den Medien : Medien sollten die Geburt als natürlichen Prozess darstellen und nicht nur die dramatischen und negativen Aspekte hervorheben.
  • Professionelle Sexualaufklärung an Schulen : Sexualaufklärung sollte nicht nur die biologischen Aspekte der Fortpflanzung, sondern auch die emotionale und psychische Seite der Schwangerschaft und Geburt behandeln.
  • Frühe Beratung durch Hebammen : Frauen sollten frühzeitig Zugang zu Hebammen haben, die ihnen Informationen über die Schwangerschaft und Geburt geben und ihre Ängste ernst nehmen.
  • Positive Geburtserfahrungen : Frauen sollten die Möglichkeit haben, positive Geburtserfahrungen zu machen. Dazu gehören z.B. Geburtsklassen, Geburtsvorbereitungskurse oder die Begleitung durch eine Doula.

Zur Tokophobie

Was kann ich tun, wenn ich an Tokophobie leide?

Wenn Sie an Tokophobie leiden, ist es wichtig, dass Sie sich Hilfe suchen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder einer Hebamme über Ihre Ängste. Es gibt verschiedene Therapieformen, die Ihnen helfen können, die Angst zu bewältigen und eine gesunde Schwangerschaft und Geburt zu erleben.

Wie kann ich meine Partnerin unterstützen, wenn sie an Tokophobie leidet?

Es ist wichtig, dass Sie die Angst Ihrer Partnerin ernst nehmen und sie unterstützen. Seien Sie geduldig und verständnisvoll. Versuchen Sie, die Ursachen ihrer Angst zu verstehen und ihr ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Es kann hilfreich sein, gemeinsam einen Geburtsvorbereitungskurs zu besuchen oder eine Doula zu engagieren.

Ist Tokophobie heilbar?

Tokophobie ist nicht heilbar, aber sie kann mit Hilfe von Therapie gut behandelt werden. Die Behandlung zielt darauf ab, die Angst zu reduzieren und die Betroffenen zu befähigen, eine gesunde Schwangerschaft und Geburt zu erleben.

Gibt es bestimmte Medikamente, die bei Tokophobie helfen?

Es gibt keine spezifischen Medikamente gegen Tokophobie. Allerdings können in einigen Fällen Medikamente gegen Angst und Depressionen helfen, die Symptome zu lindern. Die Entscheidung über die Einnahme von Medikamenten sollte jedoch immer in Absprache mit einem Arzt getroffen werden.

Fazit

Tokophobie ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die viele Frauen betrifft. Die Angst vor der Geburt kann das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Es ist wichtig, dass Frauen, die an Tokophobie leiden, Hilfe suchen. Es gibt verschiedene Therapieformen, die helfen können, die Angst zu bewältigen und eine gesunde Schwangerschaft und Geburt zu erleben. Prävention ist ebenfalls wichtig, um Tokophobie zu vermeiden. Die Gesellschaft sollte die Geburt als natürlichen Prozess darstellen und Frauen frühzeitig Zugang zu Informationen und Unterstützung bieten.

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