Haben Sie schon einmal einen Pickel so lange gedrückt, bis er blutete? Oder kratzen Sie an einer Wunde, bis sie wieder aufreißt? Für viele Menschen sind solche Verhaltensweisen nichts Besonderes. Doch wenn das Knibbeln, Drücken und Bearbeiten der Haut zur Gewohnheit oder sogar zum Zwang wird, kann es sich um eine ernstzunehmende psychische Erkrankung handeln: die Skin Picking Disorder, auch bekannt als Dermatillomanie.
Was ist Skin Picking?
Der Begriff Skin Picking Disorder setzt sich aus den englischen Wörtern skin (Haut), to pick (kratzen) und disorder (Störung) zusammen. Der lateinische Fachbegriff ist Dermatillomanie. Die Erkrankung zeichnet sich durch einen unwiderstehlichen Drang aus, die Haut immer wieder zu berühren, zu quetschen oder aufzukratzen. Betroffene können die Haut einfach nicht in Ruhe lassen, was zu schweren Folgen wie Gewebeschäden führen kann.
Oft sind die Hautveränderungen, die durch das Knibbeln entstehen, der erste Grund für einen Arztbesuch. In der Regel wird zunächst ein Dermatologe oder eine Dermatologin aufgesucht.
Skin Picking als psychische Erkrankung
Skin Picking ist jedoch nicht nur ein gravierendes Hautproblem, das mit Medikamenten oder Cremes behandelt werden kann, sondern auch eine psychische Erkrankung. Es ist daher wichtig, beim Dermatologen eine mögliche Hauterkrankung wie Akne oder Neurodermitis auszuschließen oder bestätigen zu lassen.
Manchmal entsteht der Drang, die Haut zu bearbeiten, tatsächlich durch eine klassische Hautkrankheit. In diesem Fall hilft es, die Grunderkrankung dermatologisch zu behandeln, um die rechtfertigung für das Knibbeln zu beseitigen. Wenn die Haut jedoch ohne Grund dauernd gestört wird, können sich daraus behandlungsbedürftige Hautveränderungen entwickeln: Krusten, juckende Knötchen, Infektionen oder Narben.
Welche Symptome hat Skin Picking?
Die Symptome der Skin Picking Disorder können sehr unterschiedlich sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Ein unwiderstehlicher Drang, die Haut zu berühren, zu quetschen oder aufzukratzen
- Schwierigkeiten, das Knibbeln zu kontrollieren
- Häufiges Knibbeln an derselben Stelle
- Entstehung von Wunden, Narben oder Infektionen
- Schämen für die Hautveränderungen
- Sozialer Rückzug
- Depressive Verstimmungen
- Angstzustände
Die Hautveränderungen können an verschiedenen Körperstellen auftreten, am häufigsten jedoch im Gesicht, an den Armen, Beinen oder am Rücken.
Wie wird Skin Picking diagnostiziert?
Die Diagnose der Skin Picking Disorder wird in der Regel von einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin gestellt. Der Arzt wird sich nach den Symptomen erkundigen und die Hautveränderungen untersuchen. Es ist wichtig, dass Sie offen und ehrlich über Ihre Probleme sprechen, damit der Arzt die richtige Diagnose stellen kann.
Der Dermatologe kann eine zugrundeliegende Hauterkrankung ausschließen. Sensibilisierte Fachärzte erkennen zudem am Hautbild und an gezielten Fragen, ob es sich um eine Dermatillomanie handeln könnte. Sie werden Sie dann an einen Psychotherapeuten überweisen.
Um die richtige Diagnose stellen zu können, stehen folgende Aspekte im Fokus:
- Häufigkeit und Dauer der Hautmanipulationen
- Tiefe der Wunden und Dauerhaftigkeit der Narben
- Massivität der negativen Gefühle, die durch das Knibbeln entstehen
- Konsequenzen wie sozialer Rückzug oder berufliche Probleme
Im Anschluss wird der Arzt versuchen, die Ursachen für die Skin Picking Disorder herauszufinden.
Was sind die Ursachen für Skin Picking?
Die genauen Ursachen für Skin Picking sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass eine Kombination aus verschiedenen Faktoren eine Rolle spielt, darunter:
- Genetische Veranlagung : Studien zeigen, dass Skin Picking in Familien gehäuft auftritt.
- Psychische Erkrankungen : Skin Picking kann mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen oder Essstörungen einhergehen.
- Stress und Traumen : Stress, Angst oder traumatische Erlebnisse können den Drang zum Knibbeln verstärken.
- Perfektionismus : Der Wunsch nach perfekter Haut kann zu einem Zwang führen, alle Unreinheiten zu entfernen.
- Langeweile oder Frustration : Manche Menschen knibbeln aus Langeweile oder Frustration.
- Suchtverhalten : Skin Picking kann zu einem suchtartigen Verhalten führen, das dem Betroffenen ein Gefühl der Entspannung oder Befriedigung verschafft.
Wie kann man Skin Picking abgewöhnen?
Die gute Nachricht ist: Skin Picking ist behandelbar. Die effektivste Therapie ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT). In der KVT lernen Sie, Ihre Gedanken und Verhaltensweisen zu verändern, die zum Knibbeln führen.
Methoden der KVT bei Skin Picking
Die KVT umfasst verschiedene Techniken, die Ihnen helfen, das Knibbeln zu kontrollieren und Ihre Haut zu schützen:
- Selbstbeobachtung : Sie lernen, Ihre Knibbelgewohnheiten zu beobachten und zu protokollieren. So gewinnen Sie ein besseres Verständnis für Ihre Trigger und Auslöser.
- Habit-Reversal-Training : Sie lernen, das Knibbeln durch ein anderes Verhalten zu ersetzen. Zum Beispiel können Sie Ihre Finger spreizen, zu Fäusten ballen oder sich auf die Hände setzen, um den Drang zu unterdrücken.
- Entspannungstechniken : Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation helfen Ihnen, Stress abzubauen und den Drang zum Knibbeln zu reduzieren.
- Emotionale Regulation : Sie lernen, Ihre Emotionen besser zu verstehen und zu regulieren, um mit Stress und negativen Gefühlen besser umgehen zu können.
- Selbstakzeptanz : Sie lernen, Ihre Haut und Ihren Körper zu akzeptieren, so wie sie sind.
- Selbstvertrauen : Sie lernen, Ihr Selbstvertrauen zu stärken und Ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen.
Neben der KVT können auch andere Therapieformen wie die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) oder die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) hilfreich sein.
Medikamente bei Skin Picking
In seltenen Fällen werden bei Skin Picking auch Medikamente eingesetzt, beispielsweise Antidepressiva. Diese Medikamente sollen Zwangsgedanken und zwanghafte Verhaltensweisen reduzieren. Allerdings haben sie bisher keinen Vorteil gegenüber einer Behandlung mit Placebos gezeigt.
Was können Sie selbst tun, um weniger zu knibbeln?
Neben der professionellen Therapie können Sie auch selbst aktiv werden, um das Knibbeln zu reduzieren. Hier sind einige Tipps:
- Tragen Sie Handschuhe, wenn Sie den Drang verspüren, zu knibbeln.
- Behalten Sie Ihre Hände beschäftigt, indem Sie ein Puzzle lösen, stricken oder ein Instrument spielen.
- Behalten Sie Ihre Nägel kurz, um das Knibbeln zu erschweren.
- Verwenden Sie Feuchtigkeitscreme, um trockene Haut zu vermeiden.
- Vermeiden Sie Trigger, die das Knibbeln auslösen können, wie z. B. Stress oder Langeweile.
- Sprechen Sie mit jemandem über Ihre Probleme, z. B. Mit einem Freund, Familienmitglied oder Therapeuten.
- Schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe an.
Häufig gestellte Fragen
Ist Skin Picking eine psychische Störung?
Ja, Skin Picking ist eine psychische Störung, die als Zwangsstörung oder körperbezogene repetitive Verhaltensstörung klassifiziert wird.
Ist Skin Picking heilbar?
Skin Picking ist zwar nicht heilbar, aber behandelbar. Mit der richtigen Therapie können Sie das Knibbeln deutlich reduzieren und Ihre Haut schützen.
Wie kann ich professionelle Hilfe bekommen?
Sie können sich an einen Psychotherapeuten, Psychiater oder Dermatologen wenden. Es gibt auch Selbsthilfegruppen, die Ihnen Unterstützung und Rat bieten können.
Wie lange dauert eine Therapie?
Die Dauer der Therapie hängt von der Schwere der Erkrankung und Ihren individuellen Bedürfnissen ab. In der Regel dauert eine Therapie mehrere Monate.
Was sind die Langzeitfolgen von Skin Picking?
Die Langzeitfolgen von Skin Picking können sehr unterschiedlich sein. Zu den möglichen Folgen gehören:
- Narben
- Infektionen
- Gewebeschäden
- Sozialer Rückzug
- Depressive Verstimmungen
- Angstzustände
Fazit
Skin Picking ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die jedoch behandelbar ist. Wenn Sie unter Skin Picking leiden, scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe zu suchen. Mit der richtigen Therapie können Sie Ihre Haut schützen und ein glücklicheres und gesünderes Leben führen.
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