Die Geschichte der Hebamme ist eine Geschichte von Wissen, Macht und einem ständigen Kampf um Anerkennung. Von den antiken Zeiten bis zur heutigen Zeit haben Hebammen eine entscheidende Rolle bei der Geburt und dem Wohlergehen von Müttern und Kindern gespielt. Doch ihr Weg war nicht immer einfach. Sie wurden verehrt, gefürchtet, unterdrückt und instrumentalisiert. Ihre Geschichte spiegelt wider, wie sich die Rolle der Frau in der Gesellschaft und die medizinische Praxis im Laufe der Jahrhunderte verändert haben.
- Anfänge der Hebammenkunst: Von Göttinnen und traditionellen Praktiken
- Das Mittelalter: Verfolgung, Unterdrückung und Instrumentalisierung
- Der Kampf um die Geburtshilfe: Ärzte vs. Hebammen
- Häufig gestellte Fragen zur Geschichte der Hebamme
- Zusammenfassung: Die Geschichte der Hebamme - ein Kampf für die Frau und die Geburt
Anfänge der Hebammenkunst: Von Göttinnen und traditionellen Praktiken
Die Anfänge der Hebammenkunst lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. In den alten Kulturen Ägyptens, Babyloniens, Chinas und anderer Zivilisationen spielten Hebammen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Frauen während der Schwangerschaft und Geburt. Sie wurden oft als weise Frauen und Heilerinnen angesehen, die über ein tiefes Wissen über den weiblichen Körper und die natürliche Geburt verfügten.
In Ägypten wurden Hebammen sogar als Göttinnen verehrt. Die Göttin Isis, bekannt für ihre Heilkräfte und ihre Rolle bei der Geburt ihres Sohnes Horus, war eine der wichtigsten Göttinnen, die mit der Hebammenkunst in Verbindung gebracht wurde. Tempelmalereien aus dem Jahrtausend v. Chr. Zeigen die Göttinnen Isis, Nephtys, Mesechent, Hecket und Chnum, die bei der Geburt der ersten drei Pharaonen helfen. Diese Bilder sind eines der ältesten Zeugnisse der Hebammenkunst.
In vielen Kulturen wurden traditionelle Praktiken und Kräutermedizin zur Unterstützung von Frauen während der Schwangerschaft und Geburt eingesetzt. Diese Praktiken waren oft mit spirituellen Ritualen und Überzeugungen verbunden. Obwohl einige dieser Praktiken heute als unwirksam oder sogar gefährlich gelten, zeugen sie von dem tiefen Wissen und der Erfahrung, die Hebammen im Laufe der Jahrhunderte gesammelt haben.
Die Hebamme im antiken Griechenland und Rom
Die Griechen und Römer brachten eine neue Sichtweise auf die Geburtshilfe. Sie entwickelten eine kritisch-sachbezogene Denkweise, die sich von der rein spirituellen und mythologischen Sichtweise der alten Kulturen unterschied. Schon der Philosoph Sokrates, dessen Mutter Hebamme gewesen sein soll, unterschied zwischen arzthebammen , die Kenntnisse in Pharmazie und Chirurgie hatten, und hineintasterinnen oder unter-den-schenkel-wegnehmerinnen , die keine Ausbildung hatten.
Um 100 n. Chr. Fasste der Arzt Soranus von Ephesus in seinem Werk gynäkologie erstmals die wissenschaftlichen Standards der Geburtshilfe zusammen. Dieses Werk trug maßgeblich zur Entwicklung der Geburtshilfe als Fachgebiet bei. Die Griechen und Römer erkannten die Bedeutung der Hebammenkunst für die Gesundheit von Frauen und die Fortpflanzung. Denn Nachwuchs war für die Oberschicht wertvoll und erhöhte den Preis der Frauen.
Diese Situation war für die damalige Zeit bemerkenswert. Frauen hatten plötzlich Macht über den Besitz der Oberschicht. Sie waren die einzigen, die über das Wissen verfügten, das die männlichen Ärzte nur abschreiben konnten. Es wird vermutet, dass Soranus sein Werk aus Überlieferungen von Hebammen zusammengestellt hat, da Ärzte in dieser Zeit das weibliche Genital nicht berühren und keiner Geburt beiwohnen durften.
Das Mittelalter: Verfolgung, Unterdrückung und Instrumentalisierung
Mit dem Aufstieg des Christentums im frühen Mittelalter änderte sich die Rolle der Hebammen drastisch. Das alte Wissen schwand, und die Kirche sah in der Hebammenkunst eine Gefahr. Sie warnte vor dem Einfluss des Teufels und betrachtete die Hebammen als hexen , die mit dem Bösen im Bunde waren.
Die Hebammen wurden in den Dienst der Pfarrer gezwungen und mussten alle Neugeborenen zur Taufe bringen, im Fall eines Kindstodes die Nottaufe vornehmen und die Abstammung des Neugeborenen ausforschen. Sie wurden auch für die Meldepflicht von Behinderungen bei Neugeborenen verantwortlich gemacht.
Der Höhepunkt der Verfolgung von Hebammen erfolgte im 1Jahrhundert, als die Hexenlehre durch Papst Innozenz VII. Anerkannt wurde. Der hexenhammer von Henricus Justitiore und Jakobus Sprenger, ein Werk, das die Verfolgung von Hexen rechtfertigte, beschuldigte Hebammen, der katholischen kirche mehr zu schaden als alle anderen. Sie wurden beschuldigt, Empfängnis zu verhindern, Fehlgeburten herbeizuführen und Neugeborene dem Satan zu opfern.
Die Wahrheit war, dass Hebammen über ein Wissen verfügten, das Frauen ein gewisses Maß an Selbstbestimmung ermöglichte. Doch ein großer Teil dieses Wissens ging durch die Verfolgung verloren. Allein in Köln wurden zwischen 1627 und 1639 fast alle Hebammen als Hexen verbrannt.
Widerstand und Organisation: Die Hebammen kämpfen für ihre Rechte
Trotz der Verfolgung und Unterdrückung zeigten sich Hebammen widerstandsfähig. Sie kämpften für ihre Rechte und setzten dem Chaos und dem Aberglauben Ordnung und Wissen entgegen. Im ausgehenden Mittelalter entstanden Berufsordnungen für Hebammen. Die erste Berufsordnung wurde 1452 in Regensburg verfasst und regelte die Ausbildung und die Arbeit der Hebammen. In den folgenden Jahrhunderten wurden in vielen Regionen Verbote und Gebote für die Arbeit der Hebammen erlassen, die nicht immer zum Schlechtesten der Mütter waren.
So wurde Schäfern und Hirten in Württemberg das Entbinden verboten, und Preußen verbot Hebammen, betrunken zu arbeiten. Diese Maßnahmen zeigten, dass sich der Berufsstand der Hebamme allmählich von einer Geste weiblicher Nachbarschaftshilfe zu einem angesehenen Beruf entwickelte.
Der Kampf um die Geburtshilfe: Ärzte vs. Hebammen
Die Aufwertung des Hebammenberufs führte zu einem neuen Konflikt: dem Kampf zwischen Ärzten und Hebammen. Männer drängten in die Frauendomäne der Geburtshilfe, die sie lange Zeit für unter ihrer Würde gehalten hatten. Zunächst beanspruchten sie das Recht, den Hebammen das Examen abzunehmen. Dann richteten sie an mehreren Universitäten accouchierhäuser ein, um die Geburtshilfe in ihre Kontrolle zu bringen. Schließlich wurde ab dem 1Jahrhundert an chirurgischen Fakultäten geburtshilflicher Unterricht angeboten.
Die Einstellung der Ärzte zur Geburtshilfe änderte sich im Laufe des 1Jahrhunderts. Medizinprofessoren wie Georg Wilhelm Stein und Eduard Caspar Jacob von Siebold sahen die Hebammen als unqualifiziert und forderten, dass die Geburtshilfe von Männern ausgeübt werden sollte.
Dieser Wunsch ging im 20. Jahrhundert in Erfüllung, als die Geburt fast ausschließlich in Krankenhäuser verlegt wurde. Schon 1960 wurde jedes zweite Kind im Krankenhaus geboren. Heute sind Hausgeburten, die von Hebammen betreut werden, die absolute Ausnahme.
Die Hebamme in der modernen Gesellschaft: Ein Kampf um Anerkennung und Selbstbestimmung
Heute stehen Hebammen vor neuen Herausforderungen. Die Dominanz der medizinischen Geburtshilfe in Krankenhäusern hat ihre Rolle verändert. Sie konzentrieren sich heute vor allem auf die Geburtsvorbereitung und die Wochenbettbetreuung. Doch viele Hebammen wünschen sich, wieder eine aktivere Rolle bei der Geburtshilfe zu spielen und ihre Expertise und Erfahrung vollumfänglich nutzen zu können.
Die Hebammenbewegung kämpft heute für eine bessere Bezahlung, mehr Autonomie und eine stärkere Anerkennung ihrer Rolle in der Geburtshilfe. Sie fordern eine stärkere Zusammenarbeit mit Ärzten und eine bessere Integration in das Gesundheitssystem.
Die Geschichte der Hebamme ist ein Beweis für die Widerstandsfähigkeit und die Bedeutung von Frauen in der Gesellschaft. Sie zeigt, dass Frauen über ein tiefes Wissen und eine große Erfahrung verfügen, die wichtig sind für die Gesundheit von Müttern und Kindern. Die Hebammenbewegung kämpft heute für die Anerkennung dieser Expertise und für eine Zukunft, in der Frauen selbstbestimmt über ihre eigene Geburt entscheiden können.
Häufig gestellte Fragen zur Geschichte der Hebamme
Wann gab es die erste Hebamme?
Die Anfänge der Hebammenkunst lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. Es gibt keine eindeutige Antwort auf die Frage, wann die erste Hebamme lebte. In den alten Kulturen Ägyptens, Babyloniens, Chinas und anderer Zivilisationen spielten Hebammen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Frauen während der Schwangerschaft und Geburt.
Warum wurden Hebammen im Mittelalter verfolgt?
Im Mittelalter wurden Hebammen von der Kirche verfolgt, weil sie als hexen angesehen wurden. Die Kirche sah in der Hebammenkunst eine Gefahr und warnte vor dem Einfluss des Teufels. Hebammen wurden beschuldigt, Empfängnis zu verhindern, Fehlgeburten herbeizuführen und Neugeborene dem Satan zu opfern.
Welche Rolle spielen Hebammen heute?
Heute konzentrieren sich Hebammen vor allem auf die Geburtsvorbereitung und die Wochenbettbetreuung. Sie unterstützen Frauen bei der Vorbereitung auf die Geburt, begleiten sie während der Geburt und helfen ihnen, sich in der neuen Rolle als Mutter zurechtzufinden. Hebammen spielen auch eine wichtige Rolle bei der Förderung der natürlichen Geburt und der Unterstützung von Frauen bei ihren Entscheidungen.
Was sind die Herausforderungen für Hebammen heute?
Hebammen stehen heute vor mehreren Herausforderungen. Dazu gehören die Dominanz der medizinischen Geburtshilfe in Krankenhäusern, die schlechte Bezahlung und die mangelnde Anerkennung ihrer Expertise. Hebammen kämpfen für eine bessere Integration in das Gesundheitssystem, mehr Autonomie und eine stärkere Zusammenarbeit mit Ärzten.
Zusammenfassung: Die Geschichte der Hebamme - ein Kampf für die Frau und die Geburt
Die Geschichte der Hebamme ist eine lange und vielschichtige Geschichte von Wissen, Macht und Widerstand. Von den antiken Zeiten bis zur heutigen Zeit haben Hebammen eine entscheidende Rolle bei der Geburt und dem Wohlergehen von Müttern und Kindern gespielt. Sie wurden verehrt, gefürchtet, unterdrückt und instrumentalisiert. Ihre Geschichte spiegelt wider, wie sich die Rolle der Frau in der Gesellschaft und die medizinische Praxis im Laufe der Jahrhunderte verändert haben.
Heute stehen Hebammen vor neuen Herausforderungen. Sie kämpfen für eine bessere Bezahlung, mehr Autonomie und eine stärkere Anerkennung ihrer Rolle in der Geburtshilfe. Die Hebammenbewegung setzt sich für eine Zukunft ein, in der Frauen selbstbestimmt über ihre eigene Geburt entscheiden können und Hebammen als wichtige Partnerinnen in der Geburtshilfe anerkannt werden.
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