Kindergefühle verstehen: elternratgeber

Kinder erleben die Welt mit all ihren Sinnen und Emotionen. Sie empfinden Freude, Glück, aber auch Wut, Trauer, Scham, Angst und Schuldgefühle sehr intensiv. Diese Gefühlswelt ist für sie genauso real wie die physische Welt und beeinflusst ihr Verhalten und ihre Entwicklung. Als Eltern spielen wir eine wichtige Rolle dabei, unseren Kindern zu helfen, ihre Gefühle zu verstehen, zu regulieren und gesund auszudrücken.

Inhaltsverzeichnis

Die Bedeutung von Gefühlen

Gefühle sind nicht einfach nur etwas, das uns passiert. Sie sind wichtige Signale, die uns Orientierung geben. Sie zeigen uns, was uns guttut und was wir ändern müssen. Jedes Gefühl hat eine eigene Aufgabe und braucht unsere Aufmerksamkeit.

Freude:

Freude ist ein Gefühl, das uns zeigt, dass etwas stimmig ist, interessant oder uns Spaß macht. Kinder zeigen Freude durch Lachen, Hüpfen, Springen und sich der Sache aufmerksam zuwenden. Freude ist die Grundmotivation in unserem Leben. Sie will geteilt und beibehalten werden.

Zorn und Wut:

Zorn und Wut entstehen, wenn Bedürfnisse oder Wünsche nicht erfüllt werden. Ein hungriges oder müdes Kind wird ärgerlich bis zornig. Kinder brauchen Unterstützung, um diese Gefühle aushalten zu können. Wut darf mit Schreien, Stampfen und auf den Boden Werfen gezeigt werden, jedoch ohne etwas zu zerstören oder jemanden zu verletzen. Eltern müssen Ruhe, Zeit und Gelassenheit haben, um den Wutsturm zu überstehen.

Trauer:

Trauer empfindet ein Kind bei drohendem oder realem Verlust. Es schreit, weint und versucht das Verlorene zu finden. Es klammert sich an die Mama, wenn sie sich verabschieden will und sucht das Spielzeug, das gerade nicht auffindbar ist. Wenn Kinder traurig sind, werden sie oft gleichzeitig wütend oder bekommen Angst. Trauer muss gezeigt werden dürfen. Das Kind braucht Trost und Sicherheit. Manchmal hilft es, sich mit etwas anderem zu beschäftigen oder einen Trostspruch zu sagen.

Angst:

Angst empfindet ein Kind bei realer und vermeintlicher Bedrohung. Es gibt unzählige Situationen, in denen Angst auftreten kann. Besonders in den magischen Jahren zwischen dem und Geburtstag kommen noch Phantasieängste dazu. Kinder zeigen Angst mit dem Gesichtsausdruck, sie werden starr oder versuchen wegzulaufen und sich zu verstecken. Sie brauchen Sicherheit. Das kann ein genaues Hinschauen bzw. Hinhören sein, eine Erklärung, Körperkontakt, beruhigende Stimme oder auch ein Weggehen aus der bedrohlichen Situation. Geschichten, Filme usw. Können ebenfalls Angst machen und überfordern. So kommt der sorgfältigen Medienauswahl eine große Bedeutung zu.

Scham:

Scham ist die Wächterin unseres Intimbereiches. Kinder empfinden ab dem zweiten Lebensjahr dieses Gefühl. Es stellt sich ein, wenn dem Kind jemand zu nahe kommt, oder wenn es sich zu sehr im Mittelpunkt fühlt. Ebenso, wenn das Kind den Eindruck hat, etwas falsch gemacht zu haben. Wenn sich das Kind schämt, will es sich verstecken. Es hält die Hände vor das Gesicht, wird rot oder läuft weg. Das Kind braucht Schutz und Sicherheit. Manchmal schämt es sich wegen eines kleinen Missgeschickes und braucht die Hilfe der Eltern bei der Einschätzung von Fehlern. Missgeschicke kann man wieder beseitigen. Dabei kann das Kind mithelfen. Ebenso wichtig ist es, dass Erwachsene die Intimgrenze des Kindes ernst nehmen. Kinder wollen nicht mit jedem Kuscheln und auch nicht auf Aufforderung eine Umarmung oder ein Bussi geben. Das Schamgefühl darf nicht ausgenutzt werden. Daher sind Beschämungen durch Erwachsene oder andere Kinder zu vermeiden. Dies kann das Selbstwertgefühl des Kindes sehr belasten.

Schuldgefühl:

Das Schuldgefühl stellt sich ab dem vierten Lebensjahr ein, wenn das Kind real oder vermeintlich etwas falsch gemacht hat. Es könnte auch als soziales Verantwortungsgefühl bezeichnet werden. Es gibt Orientierung im Zusammenleben. Das Kind erkennt, wenn es etwas gemacht hat, was die Beziehung zu Mama und Papa oder anderen vertrauten Menschen belasten kann. Es fühlt ein sehr unangenehmes Gefühl im Bauch. Manchmal weint es, versucht sich zu verstecken oder will das Geschehene ungeschehen machen. Dabei werden unterschiedliche Strategien versucht. „Ich war das nicht!“ oder „das hat der Bruder gemacht“, sind solche Versuche. Eltern sehen dies oft als Lüge und weisen das Kind zurecht. So verstärkt sich das Schuldgefühl beim Kind noch mehr und es wird noch mehr Ausflüchte suchen bzw. Zornig werden. Manchmal grinst das Kind die Erwachsenen an und tut so, als ob nichts gewesen wäre. Der Umgang mit Schuldgefühlen ist kompliziert und braucht auch von Eltern Zeit, Gelassenheit und verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten.

Ist das Kind hilflos und weint wegen seines Missgeschickes, kann es getröstet werden. Die Eltern erklären kurz, was genau passiert ist und unterstützen das Kind beim Wiedergutmachen. So erkennt das Kind, Fehler und Missgeschicke gehören zum Leben. Viele Fehler kann man aktiv wieder gut machen und „Mama und Papa haben mich trotzdem lieb“. Durch häufige Wiederholungen entwickelt das Kind die sogenannte Fehlerfreundlichkeit und kann zu eigenen Fehlern stehen.

Versucht das Kind das Geschehene ungeschehen zu machen, leugnet es, schiebt das Missgeschick „anderen in die Schuhe“, dann kann man dem Kind diesen Schutz lassen und es trotzdem auffordern, die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Z.B. Marie spielt in der Badewanne gerne mit Schiffen und Autos. Sie flitzt damit durch das Wasser. Sie weiß, dass sie dabei kein Wasser aus der Wanne spritzen soll. Nach der Badezeit kommt Mama um Marie aus der Wanne zu helfen. Sie sieht die vielen Wasserpfützen am Badezimmerboden und meint: „du weißt doch, dass Du kein Wasser aus der Wanne spritzen sollst!“ „Das war ich nicht,“ antwortet Marie, „das war der Häkkinen. Der ist so schnell mit seinem Rennauto gefahren.“ Die Mutter erkennt, dass Marie sich mit dem Schuldgefühl noch schwer tut. Sie antwortet: „dann sag` bitte dem Häkkinen, dass ich das nicht mag. Und da er nicht da ist, musst Du mir beim Aufwischen helfen.“ Marie hilft mit und bald ist der Boden trocken. Diese Szene wiederholt sich noch einmal. Beim dritten Mal „Wasser aus der Wanne spritzen“ meint die Mutter gleich: „Ah, war wieder der Häkkinen mit seinem Rennauto da!“ Marie antwortet: „ nein, der muss ja Autorennen fahren. Ich war das, aber ich helfe gleich aufwischen.“ Marie hat gelernt zu ihrem Fehler zu stehen und sich macht es wieder gut. Auch wenn sie ihre Freude am heftigen Spielen im Wasser noch nicht kontrollieren kann.

Wie zeigt Ihr Kind seine Gefühle?

Schon im ersten Lebensjahr zeigt ein Baby seine Emotionen, wenn auch ungefiltert. Es lernt aber auch, auf die ausgedrückten Gefühle seiner Umwelt zu reagieren, indem es zum Beispiel zurück lächelt, wenn es in einem anderen Gesicht ein Lächeln sieht oder freundlich angesehen wird. Im zweiten Lebensjahr geschieht viel: Das Kind lernt, Emotionen zu unterscheiden und Gesichts- und Gefühlsausdrücke von anderen zu benennen. Es lernt, wie Freude, Trauer, Wut in fremden Gesichtern aussehen kann: «Mama lacht», «Lily weint», sagt es zum Beispiel.

Das Kind bekommt in dem Alter auch schon mit, dass man in der Regel nicht schlägt oder laut schreit, wenn man wütend ist. Dabei kann es aber oft noch nicht zwischen seinen eigenen und den Gefühlen der anderen unterscheiden. Dieser Prozess beginnt dann erst im dritten Lebensjahr. Gefühlsmässige Erlebnisse und emotionale Reaktionen kann das Kind nun schon unterscheiden. So kann es sogar durch seinen Gesichtsausdruck bei anderen eine Reaktion hervorrufen. Und es merkt, wie es das zu seinem Vorteil nutzt: Das Kind merkt, dass es andere durch seine bewusst gewählten Emotionen manipulieren kann.

Starke Gefühle: Wie das Kind im Laufe der Jahre lernt, mit Wut, Freude und Angst umzugehen

Kinder lernen also schon früh, Emotionen zu erkennen und zu äussern – sie wissen aber noch nicht, wie sie mit diesen Gefühlen umgehen sollen. Das wird besonders in der Trotzphase ein Thema. In der Trotzphase kann das Kind sich nun zwar verbal besser zu seinen Gefühlen äussern, aber es braucht Hilfe dabei mit ihnen umzugehen. Kindergartenkinder können ihre eigenen Gefühle schon besser beschreiben und auch einordnen. Sie entwickeln sogar Strategien, mit negativen Erfahrungen umzugehen. Trost und Vorschläge für konstruktive Konfliktlösungen tragen in dieser Phase entscheidend zur Entwicklung ihrer emotionalen Intelligenz bei. Kinder können sich jetzt auch schon gut in andere hineinversetzen.

Im Grundschulalter sollten die Grundsteine für emotionale Kompetenz gelegt sein. Siebenjährige können ihre Gefühle differenziert ausdrücken. Sie können Freundschaften eingehen, Kompromisse schliessen, schmerzhafte Gefühle annehmen, konstruktiv mit Konflikten umgehen und auch ihre Emotionen der Situation anpassen.

Was sind Gefühle einfach erklärt für Kinder?

Gefühle sind wie Farben. Es gibt viele verschiedene Farben, und jede Farbe hat einen eigenen Namen. Manche Farben sind hell und fröhlich, wie Gelb und Rot. Andere Farben sind dunkel und traurig, wie Blau und Grau. So ist es auch mit Gefühlen. Es gibt viele verschiedene Gefühle, und jedes Gefühl hat einen eigenen Namen. Manche Gefühle sind schön und machen uns glücklich, wie Freude und Liebe. Andere Gefühle sind nicht so schön und machen uns traurig, wie Angst und Wut.

Es ist wichtig, dass wir alle unsere Gefühle kennenlernen und verstehen. Denn nur dann können wir lernen, mit ihnen umzugehen. Wenn wir uns freuen, können wir lachen und tanzen. Wenn wir traurig sind, können wir weinen und uns von jemandem trösten lassen. Wenn wir wütend sind, können wir uns beruhigen und versuchen, die Situation zu lösen.

Es ist okay, verschiedene Gefühle zu haben. Wichtig ist, dass wir lernen, mit ihnen umzugehen und sie gesund auszudrücken.

Wie können Eltern ihre Kinder beim Umgang mit Gefühlen unterstützen?

Hier sind einige Tipps, wie Eltern ihre Kinder beim Umgang mit Gefühlen unterstützen können:

  • Benennen Sie die Gefühle Ihres Kindes: Wenn Ihr Kind weint, sagen Sie zum Beispiel: du bist traurig, weil dein lieblingsspielzeug kaputt ist. So lernen Kinder ihre Gefühle zu verstehen und benennen.
  • Zeigen Sie Ihrem Kind, wie man mit Gefühlen umgeht: Wenn Ihr Kind wütend ist, können Sie ihm sagen: es ist okay, wütend zu sein. Aber wir dürfen niemanden schlagen. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie man seine Wut in etwas Positives umwandeln kann, z.B. Durch Sport oder Malen.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Gefühle: Fragen Sie Ihr Kind, wie es sich fühlt. Hören Sie ihm zu und nehmen Sie seine Gefühle ernst. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie da sind, um es zu unterstützen.
  • Seien Sie ein Vorbild: Kinder lernen am besten durch Nachahmung. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie Sie mit Ihren eigenen Gefühlen umgehen. Sprechen Sie offen über Ihre Gefühle und zeigen Sie Ihrem Kind, dass es okay ist, auch mal traurig oder wütend zu sein.
  • Lesen Sie Ihrem Kind Geschichten über Gefühle vor: Es gibt viele schöne Bücher, die Kindern helfen, ihre Gefühle zu verstehen. Diese Bücher können den Kindern helfen, ihre eigenen Gefühle besser zu verarbeiten.
  • Spielen Sie mit Ihrem Kind Spiele über Gefühle: Es gibt viele Spiele, die Kindern helfen, ihre Gefühle zu verstehen und auszudrücken. Diese Spiele können den Kindern helfen, ihre eigenen Gefühle besser zu verarbeiten.

Häufig gestellte Fragen :

Wie kann ich meinem Kind helfen, mit Angst umzugehen?

Es ist wichtig, dass Sie Ihrem Kind zeigen, dass Sie da sind, um es zu unterstützen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Ängste und versuchen Sie, diese zu verstehen. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie seine Ängste ernst nehmen und dass Sie ihm helfen wollen. Wenn Ihr Kind Angst hat, können Sie es in den Arm nehmen, ihm eine Geschichte vorlesen oder mit ihm spielen. Sie können auch versuchen, die Situation, die Ihrem Kind Angst macht, zu ändern. Zum Beispiel können Sie Ihrem Kind helfen, sich an neue Situationen zu gewöhnen, indem Sie es langsam und schrittweise an diese Situationen heranführen.

Wie kann ich meinem Kind helfen, mit Wut umzugehen?

Es ist wichtig, dass Sie Ihrem Kind zeigen, dass Sie seine Wut verstehen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Wut und versuchen Sie, diese zu verstehen. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie seine Wut ernst nehmen und dass Sie ihm helfen wollen. Wenn Ihr Kind wütend ist, können Sie es in den Arm nehmen, ihm eine Geschichte vorlesen oder mit ihm spielen. Sie können auch versuchen, die Situation, die Ihrem Kind wütend macht, zu ändern. Zum Beispiel können Sie Ihrem Kind helfen, seine Wut durch Sport oder Malen in etwas Positives umzuwandeln.

Wie kann ich meinem Kind helfen, mit Trauer umzugehen?

Es ist wichtig, dass Sie Ihrem Kind zeigen, dass Sie seine Trauer verstehen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Trauer und versuchen Sie, diese zu verstehen. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie seine Trauer ernst nehmen und dass Sie ihm helfen wollen. Wenn Ihr Kind traurig ist, können Sie es in den Arm nehmen, ihm eine Geschichte vorlesen oder mit ihm spielen. Sie können auch versuchen, die Situation, die Ihrem Kind traurig macht, zu ändern. Zum Beispiel können Sie Ihrem Kind helfen, sich an den Verlust zu gewöhnen, indem Sie mit ihm über den Verstorbenen sprechen oder gemeinsame Erinnerungen teilen.

Wie kann ich meinem Kind helfen, mit Schuldgefühlen umzugehen?

Es ist wichtig, dass Sie Ihrem Kind zeigen, dass Sie seine Schuldgefühle verstehen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Schuldgefühle und versuchen Sie, diese zu verstehen. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie seine Schuldgefühle ernst nehmen und dass Sie ihm helfen wollen. Wenn Ihr Kind Schuldgefühle hat, können Sie es in den Arm nehmen, ihm eine Geschichte vorlesen oder mit ihm spielen. Sie können auch versuchen, die Situation, die Ihrem Kind Schuldgefühle macht, zu ändern. Zum Beispiel können Sie Ihrem Kind helfen, sich zu entschuldigen, wenn es etwas falsch gemacht hat. Sie können auch Ihrem Kind helfen, die Situation zu reparieren, wenn es möglich ist.

Fazit

Kinder sind kleine, sensible Menschen, die ihre Gefühle intensiv erleben. Als Eltern können wir ihnen helfen, ihre Gefühle zu verstehen, zu regulieren und gesund auszudrücken. Mit Geduld, Verständnis und Liebe können wir unseren Kindern helfen, ihre emotionale Intelligenz zu entwickeln und ein glückliches und erfülltes Leben zu führen.

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