Die Geburt eines Kindes ist ein einschneidendes Ereignis, das viele Veränderungen im Leben der Eltern mit sich bringt. Eine dieser Veränderungen betrifft den Schlaf. Viele frischgebackene Eltern erleben, dass ihr Schlaf deutlich beeinträchtigt ist. Der Schlaf ist nicht mehr durchgehend, die Nächte sind kurz und man wacht sofort auf, wenn das Baby sich meldet. Dieses Phänomen wird als Ammenschlaf bezeichnet.
Was ist Ammenschlaf?
Ammenschlaf ist eine Art von Schlaf, der durch die enge Bindung zwischen Eltern und Kind geprägt ist. Die Bezugsperson, meist die Mutter, schläft unruhig, wacht leicht auf und reagiert besonders empfindlich auf bestimmte Geräusche. Die Art der Geräusche spielt dabei eine entscheidende Rolle: Ausgelöst wird der Ammenschlaf allein durch Geräusche, die das Kind betreffen. Das können Babygeschrei, ein leichtes Wimmern im Schlaf oder andere Geräusche sein, die mit dem Kind in Verbindung stehen. Interessanterweise reagieren Betroffene bei weitaus lauteren Geräuschen, wie z. B. Nächtlichen Bauarbeiten oder Straßenlärm, nicht.
Wie funktioniert der Ammenschlaf?
Unser Gehirn teilt Geräusche in Kategorien ein: „bekannt“, „bisher unbekannt“ und solche, die mit etwas potenziell Gefährlichem in Verbindung stehen. Nimmt das Gehirn Geräusche wahr, die zu letzterer Kategorie gehören, sorgt es dafür, dass wir wach werden. Im Schlaf befinden wir uns im Stand-by-Modus und reagieren nur auf Reize, die unser Gehirn als wichtig erachtet. Die übrigen Geräusche werden ignoriert. Wie leicht wir im Schlaf aufwachen, hängt von der Schlafphase ab, in der wir uns befinden. Im Tiefschlaf muss das Geräusch lauter sein, während wir im Leichtschlaf und während des Traumschlafes schneller wach werden.
Neben akustischen Reizen können auch Geruchsempfindungen dazu führen, dass wir im Ammenschlaf aufwachen. Wenn das Baby beispielsweise eine volle Windel hat, wird die Mutter im Ammenschlaf automatisch wach.
Wie lange dauert der Ammenschlaf?
Der Ammenschlaf ist in den meisten Fällen nur eine vorübergehende Veränderung des Schlafverhaltens. Er ist oft vorbei, sobald das Kind durchschläft und nachts nicht mehr auf seine Eltern angewiesen ist. In einigen Fällen kann der Ammenschlaf jedoch auch bis zur Teenager-Zeit anhalten. Das bedeutet, dass die Eltern erst dann gut schlafen können, wenn das Kind beispielsweise sicher von einer Party nach Hause gekommen ist.
Ammenschlaf in der Schwangerschaft
Der Ammenschlaf stellt sich oft nicht erst mit der Geburt des Kindes ein, sondern bereits in der Schwangerschaft. Als werdende Mutter wacht man von nächtlichen Turnübungen im Bauch auf oder davon, dass es ungewohnt ruhig ist zu den Zeiten, wo sich das Baby eigentlich bewegt. Ein Problem hierbei ist, dass es vielen Frauen anschließend schwerfällt, wieder einzuschlafen. Die Gedanken kreisen um die Geburt und die Zeit, die danach kommt.
Was begünstigt den Ammenschlaf bei Müttern?
Bei Müttern ist der Ammenschlaf verbreiteter als bei Vätern. Das liegt an mehreren Faktoren:
- Mütter sind meist Bezugsperson Nr. 1 für das Neugeborene. Sie kümmern sich tagsüber hauptsächlich um das Kind und füttern, stillen und versorgen es. Auch in der Nacht ist die Mutter meist die primäre Bezugsperson.
- Die Hormone Oxytocin und Prolaktin begünstigen den Ammenschlaf. Sie werden während der Schwangerschaft und kurz nach der Geburt vermehrt produziert und lösen Schutz- und Verteidigungsinstinkte aus.
- Frauen haben einen leichteren Schlaf als Männer und neigen häufiger zu Schlafstörungen.
Forscher haben untersucht, wie sich das weibliche Gehirn verändert, wenn eine Frau Mutter wird. Schon während der Schwangerschaft kommt es zu Veränderungen in Hirnarealen der sozialen Kognition, die unter Umständen die spätere Fürsorge der Mutter für ihr Kind beeinflussen. Im Zusammenhang damit liegt die Vermutung nahe, dass es sich beim Ammenschlaf um eine Art Urinstinkt handelt und die Frau mit der Geburt stärker auf die Geräusche ihres Kindes reagiert.
Ammenschlaf bei Vätern
Das heißt jedoch nicht, dass Väter auf nächtliche Reize gar nicht reagieren. Ist der Vater Bezugsperson Nr. 1, reagiert er auch stärker auf die nächtlichen Kindsgeräusche und wird schneller wach. Teilen sich Mutter und Vater die Verantwortung, dann werden beide nachts schnell wach, wenn das Kind Laute von sich gibt.
Sowohl die Mutter als auch der Vater können sensibel auf die Reize ihres Kindes reagieren. Eltern sind, laut des Schlafforschers und Kinder- und Jugendarztes Dr. Alfred Wiater, darauf konditioniert, vor allem auf akustische Reize des Kindes empfindlicher zu reagieren als auf andere, äußere Reize.
Ammenschlaf und Schwerhörigkeit
Du musst Dir in der Regel keine Sorgen machen, dass der Ammenschlaf mal nicht funktioniert. Wenn Du innerlich darauf eingestellt bist, dass Du Dein Baby versorgen musst, dann reagierst Du auch auf seine Signale. Das funktioniert sogar, wenn Du nicht gut oder gar nicht hörst. Auch schwerhörige Eltern können im Ammenschlaf auf ihr Kind reagieren, da andere Sinne wie der Geruchssinn und die Intuition eine wichtige Rolle spielen.
Häufig gestellte Fragen
Ist Ammenschlaf normal?
Ja, Ammenschlaf ist ein normales Phänomen, das viele Eltern erleben. Es ist ein Zeichen der starken Bindung zwischen Eltern und Kind.
Wie lange dauert der Ammenschlaf?
Die Dauer des Ammenschlafs ist individuell verschieden. In den meisten Fällen ist er nur vorübergehend und verschwindet, sobald das Kind durchschläft. Es kann aber auch länger anhalten, bis hin zur Teenager-Zeit.
Was kann ich tun, wenn ich unter Ammenschlaf leide?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Schlaf zu verbessern, wenn man unter Ammenschlaf leidet. Dazu gehören:
- Sich ausreichend Ruhe gönnen: Achte darauf, dass du genug Schlaf bekommst, wenn das Kind schläft.
- Entspannungstechniken anwenden: Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und den Schlaf zu verbessern.
- Ein regelmäßiges Schlafmuster etablieren: Versuche, jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen, auch am Wochenende.
- Das Schlafzimmer ruhig und dunkel halten: Vermeide Licht und Lärm im Schlafzimmer.
- Kaffee und Alkohol meiden: Diese Substanzen können den Schlaf beeinträchtigen.
- Mit deinem Partner oder deiner Partnerin sprechen: Sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin über deine Schlafprobleme und wie ihr euch gegenseitig unterstützen könnt.
Kann Ammenschlaf gefährlich sein?
Ammenschlaf ist an sich nicht gefährlich. Es kann jedoch dazu führen, dass man sich übermüdet und erschöpft fühlt, was die Konzentration und die Fähigkeit, sich um das Kind zu kümmern, beeinträchtigen kann. Wenn du unter starken Schlafstörungen leidest, solltest du dich an einen Arzt wenden.
Gibt es Medikamente gegen Ammenschlaf?
Es gibt keine Medikamente, die speziell gegen Ammenschlaf entwickelt wurden. In einigen Fällen können jedoch Schlafmittel helfen, die Schlafqualität zu verbessern. Es ist wichtig, dass du mit deinem Arzt sprichst, bevor du Schlafmittel einnimmst.
Fazit
Ammenschlaf ist ein natürliches Phänomen, das mit der engen Bindung zwischen Eltern und Kind zusammenhängt. Es ist eine vorübergehende Veränderung des Schlafverhaltens, die meist von selbst verschwindet. Wenn du unter starken Schlafstörungen leidest, solltest du dich an einen Arzt wenden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Schlaf zu verbessern und die Herausforderungen des Ammenschlafs zu bewältigen.
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